Nachdem ich bereits im Jahr 2010 in den Nordwesten Englands gereist war, um u.a. bei Manchester United, Manchester City und dem FC Liverpool zu hospitieren (siehe Hospitationsbericht: https://michael-micic.com/referenzen-von-michael-micic/#england), und im Jahr 2014 an der Chaplaincy Conference in Northampton (siehe Konferenzbericht: https://michael-micic.com/referenzen-von-michael-micic/#england) teilgenommen hatte, war es nun vier Jahre später im November 2018 an der Zeit, einigen englischen Kollegen mal wieder „face to face“ zu begegnen und nicht nur per Videoanruf oder Textnachricht mit ihnen zu kommunizieren.

Dieses Mal ging die mehrtägige Reise nach London, wo ich mich zunächst mit einem deutschen Sportfunktionär treffen und später mit einigen Kollegen von Club Chaplaincy UK in den Räumlichkeiten des Traditionsclubs Charlton Athletic über die Gemeinsamkeiten und Unterschiede sowie die Entwicklungen und Herausforderungen der Betreuungsformate Club Chaplaincy und Life-Coaching austauschen konnte. Mit dabei waren Matt Baker (Chaplaincy Pastoral Support Director in English Football sowie Club Chaplain Charlton), Gareth Morgan (Club Chaplain Charlton Academy), Buddy Owen (Tranmere Rovers, aus Zeitgründen nicht im gemeinsamen Video/Bild-Selfie dabei) sowie der ehemalige Profi des FC Portsmouth, Linvoy Primus.

 

Einen Tag später besuchte ich ein Heimspiel des Charlton Athletic FC, das im Rahmen des Remembrance Day stattfand, der zur Erinnerung an das Ende des Ersten Weltkrieges gefeiert wird. Entsprechend hielt Club Chaplain Matt Baker eine Gedenkrede (https://www.cafc.co.uk/news/view/5bdb286496052/for-club-and-country-charlton-plant-trees-in-memory-of-fallen-heroes). Aber nicht nur an diesem besonderen Tag, auch unabhängig davon zeigt sich im und um das Stadion, wie stark die Erinnerungskultur in England gelebt wird.

So befindet sich vor dem Stadion, direkt vor dem Eingang zur Geschäftsstelle, eine Statue der Charlton-Torwartlegende Sam Bartram (http://www.offbeat.group.shef.ac.uk/statues/STUK_Bartram_Sam.htm). Unmittelbar daneben können sich Vereinsinterne sowie -angehörige und Fans auf den „Memorial Plaques“ verewigen. Im „Memorial Garden“ haben Hinterbliebene die Möglichkeit, die Asche ihrer toten Angehörigen dort zu verstreuen. Ein weiteres Stück „Erinnerungskultur“ ist ein einzelner Sitz in der Gegengerade, der ursprünglich eine rote Farbe hatte und dann im Jahr 2017 zur Erinnerung an Keith Palmer weiß gefärbt wurde, nachdem der Club erfahren hatte, dass der Polizist, der von einem Attentäter vor dem House of Parlament niedergestochen worden war, eine Dauerkarte für Charlton Athletic besessen und bei den Heimspielen stets dort auf diesem Platz gesessen hatte (https://metro.co.uk/2017/04/04/charlton-athletic-honour-london-terror-attack-hero-pc-keith-palmer-after-tragic-death-6554092/).

 

Neben der Erinnerungskultur werden im Club auch Rituale gepflegt. So lädt Chaplain Matt Baker die Spieler vor jedem Spiel zum sogenannten Pre-Match-Prayer ein und auch dieses Mal sind wieder einige Profis gekommen. In einem dafür umfunktionierten Prayer Room im Spielertunnel dabei sein zu dürfen, war für mich ein besonderes Highlight – ebenso wie die kurze Begegnung mit dem deutschen Profi Patrick Bauer, der über seine Stationen beim VfB Stuttgart und in Portugal inzwischen seit 2015 bei Charlton spielt. Ursprünglich stammt Bauer aus Backnang bei Stuttgart. Ein Schwabe also. Mo hörd’s.

Schwäbisch war auch nach meiner Ankunft am nächsten Tag in Stuttgart wieder vermehrt zu hören. Da wusste ich, dass ich zu Hause bin. Mal sehen, ob es wieder vier Jahre dauern wird, bis ich erneut nach England reise. Schön war es bisher jedenfalls jedes Mal.

Bis demnächst

 

Michael Micic

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