Ob Du in Deinem Job oder Sport wirklich geschätzt wirst, erkennst Du, wenn Deine Vorgesetzten oder Trainer*innen Dich auch dann respektvoll und fair behandeln, wenn Du den Erwartungen an Deine Funktion auch mal nicht entsprichst und Deine Leistung nicht abrufen kannst.

„Die Würde des Menschen ist unantastbar“ – so steht es in Artikel 1, Absatz 1 des Grundgesetzes. Dieses Grundrecht ist an keinerlei Bedingung geknüpft. Jede*r, die*der in Deutschland lebt, hat einen Anspruch darauf. Und das gratis, umsonst. Ohne Gegenleistung. Uneingeschränkt.

Würde zu gewährleisten und zu wahren ist Aufgabe der Justiz – und ebenso all derer, die Verantwortung tragen und eine Fürsorgepflicht für andere haben, also z.B. auch Firmen und Konzerne oder Vereine und Verbände. Doch wie unantastbar und bedingungslos ist sie tatsächlich, die Würde und Wertschätzung, in Hochleistungssystemen wie Wirtschaft und Sport? Oder gibt es sie dort nur gegen Leistung und Erfolg?

 

Negativbeispiele aus Wirtschaft und Sport

Ja, scheinbar schon. Denn wie schnell werden in der Wirtschaft Bewerbende von Personal- oder Fachabteilungen intern unreflektiert als „Mist“ oder „Schrott“ bezeichnet, weil ihre Bewerbung nicht den Anforderungen entspricht – Mitarbeitende, die äußern, mit ihren Aufgaben überfordert zu sein und die Dauerbelastung nicht mehr bewältigen zu können, fallengelassen, dem Spott freigegeben und ersetzt – Führungskräfte, die Schwächen, Ängste und Unsicherheiten offenlegen, verlacht und verhöhnt?

Und im Sport: Wie oft werden die gestern noch fanseitig als „Messias“ gefeierten Neuverpflichtungen morgen beim Vereinswechsel als „Judas“ beschimpft und entwürdigt – sieglose Trainer als Sündenböcke geopfert – Manager bei Misserfolgen persönlich beleidigt oder gar, wie beispielsweise im Fall von Bayerns Sportvorstand Hasan Salihamidzic im Frühjahr dieses Jahres geschehen, mitsamt der Familie mit dem Tod bedroht?

 

Kritik? Ja, unbedingt – aber bitte sachlich und nicht persönlich!

Dabei sollte doch ein würdevoller Umgang miteinander selbstverständlich und leistungsunabhängig sein – auch in Hochleistungssystemen wie Wirtschaft und Sport. Denn es geht um Menschen!

Das heißt nicht, dass keine Kritik mehr erlaubt sein darf und alle nur noch mit Samthandschuhen angefasst werden sollen. Nein, im Gegenteil: Kritik ist wichtig und erlaubt, unbedingt sogar, und dabei darf es auch ruhig mal heiß hergehen – aber bitte immer sachlich, konstruktiv und lösungsorientiert und nicht persönlich, destruktiv und rein problem- und fehlerfixiert!

 

Die Person steht über der Funktion!

Deshalb gilt aus meiner Sicht für Hochleistungssysteme wie Wirtschaft und Sport: Die unantastbare Würde der Person steht über der Leistung und der Funktion – und muss geschützt und gewährleistet bzw. wiedererlangt werden.

Ob Du die Würdigung und Wertschätzung Deines Gegenübers in guten und erfolgreichen Zeiten im Job oder im Sport ernst nehmen kannst, zeigt sich vor allem daran, wie respektvoll und gesichtswahrend Du als Person (!) behandelt wirst, wenn es nicht läuft und Du den Erwartungen an Deine Funktion auch mal nicht entsprichst und Deine Leistung nicht abrufen kannst.

Wie denkt Ihr darüber? Ich freue mich auf Eure Rückmeldungen und Kommentare.

Bis demnächst!

Michael Micic

Bild: Bru-nO/Pixabay

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