Als Profikicker ist man mit 28 Jahren im besten Fußballeralter. In dieser Zeit geht es darum, sich für den möglicherweisen letzten großen langfristigen Vertrag zu empfehlen. Aber genau dann, wenn andere noch einmal in ihrer Karriere durchstarten, heißt es für den Weltmeister Kevin Großkreutz bis auf weiteres: „Game over Profifußball“. Denn der Verein will ihn nicht mehr – und er selbst möchte, wie er sagt, „mit dem Fußball erstmal nix zu tun haben“.

Nach mehreren privaten Verfehlungen in den vergangenen Jahren hat sein letzter Verein, der VfB Stuttgart, die Reißleine gezogen und sich von Großkreutz getrennt – und das nicht etwa wie allgemein im Profigeschäft üblich, in der Transferperiode, sondern jetzt, inmitten des Aufstiegskampfs. Mit sofortiger Wirkung. Gut möglich, dass Großkreutz trotz früherer Skandale in seiner Karriere höchstwahrscheinlich auch dieses Mal „nur“ mit einer saftigen Geldstrafe davongekommen wäre. Ausschlaggebend für die jetzige Vertragsauflösung scheint gewesen zu sein, dass bei seiner privaten Verfehlung vereinsseitig nicht nur er allein beteiligt war, sondern auch einzelne Spieler aus der U17-Jugendmannschaft des VfB. Übereinstimmenden Medienberichten zufolge waren sie gemeinsam in der Partynacht zuerst in einer Stuttgarter Nobeldisko und später in einem Bordell im Rotlichtviertel der Stadt.

Möglicherweise wäre diese Aktion unter der Woche nicht bekannt und auch anders geahndet geworden, wäre die Gruppe um Großkreutz nicht mit einer anderen Gruppe in eine Auseinandersetzung geraten und er selbst dabei von dieser krankenhausreif geschlagen worden.

Ob die Entscheidung des VfB, Großkreutz‘ Vertrag mit sofortiger Wirkung aufzulösen, angemessen ist, ist von außen nur schwer zu beurteilen – und steht mir auch nicht zu. Außerdem bleibt es fraglich, ob die Auflösung seines Vertrags eine Signalwirkung auf andere Profis haben wird oder sie (nach wie vor) gemäß der Maxime des 11. Gebots leben. Es heißt: „Du sollst Dich nicht erwischen lassen.“

Sicher ist indes, dass die deutschen Profifußballvereine aufgefordert sind, Spieler, aber auch Trainer und Verantwortliche in puncto gelingende Lebensgestaltung künftig stärker zu fördern. Denn wie der Fall Kevin Großkreutz und die vielen Schlagzeilen über private Verfehlungen von Akteuren im Profifußball zeigen, ist die gelingende Lebensgestaltung nicht immer eine Selbstverständlichkeit – und die Folgen des Nicht-Gelingens fatal.

Vielleicht hätte durch Life-Coaching der tiefe Fall des Weltmeisters Kevin Großkreutz verhindert werden können. Aber auch jetzt könnte es ihm helfen, sich wieder neu auf- und auszurichten – unabhängig davon, ob er seine Karriere fortsetzen wird, oder nicht …

Bis demnächst.

 

Michael Micic

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