Entweder Du arbeitest oder Du lebst – so suggeriert es zumindest der moderne Begriff „Work-Life-Balance“. Oliver Bierhoff hält diese Einteilung für falsch. Deshalb stellt der Manager der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in seinem lesenswerten Buch „Spielunterbrechung“ die provokative rhetorische Frage: „Was heißt Work-Life-Balance eigentlich genau“ (2012:65)? Seiner Meinung nach soll Arbeit keinen Gegenpol zum „eigentlichen“ Leben bilden, sondern Teil davon sein. Denn wenn die Arbeit – so Bierhoff – „nicht zum Leben gehört, keinen Spaß macht, überfordert oder unterfordert, keine erstrebenswerten Inhalte bereitstellt, dann wird Arbeit zur permanenten Belastung und irgendwann zur Überlastung“ (:65). Und weiter schreibt er: „Eine Work-Life-Balance, ein reiner Ausgleich zwischen Arbeits- und Privatleben, ist keine ausreichende Antwort. Wir müssen auch innerhalb unserer einzelnen Lebensbereiche eine Balance anstreben“ (:68). Man könnte sagen, Bierhoff plädiert für einen Paradigmenwechsel – weg von der „Work-Life-Balance“, hin zur „Areas of Life-Balance“ oder einfach nur „Life-Balance“.
Was hältst Du davon und wie gestaltest Du Deine Arbeit, damit sie Dir Freude macht, Sinn vermittelt und nicht nur Anspannung, sondern auch Entspannung verschafft? Das sind große Fragen, ich weiß. Aber um es abschließend mit den Worten von Oliver Bierhoff zu sagen: Eine Reflexionszeit – oder wie er es nennt – eine „Spielunterbrechung […] wird wertvoll, wenn wir sie zu nutzen wissen. Wenn wir uns die richtigen Fragen stellen und herausfinden, was wir aus ihr lernen können“ (:8). In diesem Sinne wünsche ich Dir interessante Entdeckungen beim Interview mit Dir selbst.
Michael Micic
Literatur:
Bierhoff, Oliver 2012. Spielunterbrechung: Man muss nicht schnell laufen, man kann auch richtig stehen. Berlin: Econ.
Bild: unsplash/pixabay
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